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Luther. Ein Film der deutschen Reformation –


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Luther – Ein Film der deutschen Reformation

Stummfilm aus dem Jahr 1927, schwarz-weiß, 83 Minuten

Joachim Fontaine spielt die Original-Filmmusik am Flügel

1917, zum 400. Jubiläum der Veröffentlichung der 95 Thesen durch Martin Luther in Wittenberg, war der 1. Weltkrieg noch in vollem Gange. Er brachte unendliches Leid über die Welt. So konnte des Ereignisses der Reformation nicht angemessen gedacht werden. Zehn Jahre später aber nahm der Regisseur und ehemalige Kriegsberichterstatter Hans Kyser (1882-1940) den Auftrag der „Luther-Filmdenkmal-Zentralstelle“ an, einen Luther-Film zu schaffen. Finanziert wurde der Film durch Spenden. Er entstand in den UFA-Studios in Berlin. Die Schauspieler waren die Filmstars der danamligen Zeit, allen voran Eugen Klöpfer (1886-1950) als Martin Luther.

Der Film zeichnet die innere und äußere Entwicklung Martin Luthers bis etwa 1522/23 nach, seine Zeit auf der Wartburg als „Junker Jörg“. Die Folgen der Reformation, Bildersturm und Bauernkrieg werden nur noch angedeutet, die weitere Entwicklung, etwa Luthers Ehe mit Katharina von Bora, kommt in dem Stummfilm nicht vor.

Der Film legt den Schwerpunkt auf den kraftvollen Reformator, den überzeugten Kämpfer für das Evangelium. Luther wird als Held, als evangelisch-lutherischer Heiland dargestellt. Das entspricht dem protestantischen Zeitgeist der 1920er Jahre, in der die ökumenische Bewegung sich noch in den Anfängen befand. Es ging mehr um Abgrenzung und gegenseitiges Vorhalten vermeintlich falscher Lehre und Praxis, als um die Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten über konfessionelle Grenzen hinweg. Dass die Unterschiede den Reichtum des Glaubens widerspiegeln, war kaum jemandem bewusst.

Eine differenzierte Betrachtung von Leben und Wirken Luthers geschah damals ebenfalls nicht. Dennoch ist dieser Film interessant: Zum einen spürt man die epochale Heldenverehrung Luthers in allen Zügen des Films, zum anderen bietet er als Stummfilm interessante Einblicke in die Kinowelt der 1920er Jahre. Schließlich regt er zu einer differenzierten Auseinandersetzung mit dem Lutherbild des Films an, wie sie hier bereits angedeutet ist.

Zum Reformationsjahr 2017 wurde der Film vom Bundesarchiv-Filmarchiv aufwändig rekonstruiert und restauriert.

Die Darbietung der Premierenmusik von Wolfgang Zeller durch Joachim Fontaine tut ihr übriges, uns in die Zeit von 1927 zurück zu versetzen. Die Original-Partitur wurde im Filmmuseum Frankfurt gefunden.

Joachim Fontaine, Organist, Pianist, Chorleiter und Lehrbeauftragter im Saarland präsentiert wiederholt Werke aus dem Abseits der Musikgeschichte. Joachim Fontaine verfolgt und recherchiert die historisch angemessene Aufführungspraxis der Stummfilmmusik. Er zeigt, wie sehr Film und Musik einander analoge Künste sein können. Rhythmus und Intensität der Bildfolgen im frühen Film werden gerade durch eine zeitgenössische Begleitmusik intensiviert, die dem gleichen Puls, der gleichen Ästhetik folgt. Seit Jahren nutzt Joachim Fontaine deshalb historisches Quellenmaterial für seine Stummfilmmusik. Kritiker und Besucher bescheinigten ihm gleichermaßen, dass seine „historische“ Begleitung unerhört neue Hörerfahrungen beschert, „von Emotion bis Drama, wie sie es im Stummfilmkino noch nie erlebt haben.“

Eintritt: 7,00 Euro (für Mitglieder des Kommunalen Kinos 4,50 Euro)