Donnerstag, 10. Juli, 19.30 Uhr
Juror #2
USA 2024, Regie: Clint Eastwood, 114 Min.
Mit „Juror #2“ schloss der Produzent und Regisseur Clint Eastwood, geb. 1930, seine Filmkarriere als Produzent und Regisseur ab (er war auch Sänger und Politiker). Zu den Rätseln der Filmwissenschaft zählt die Tatsache, dass englische Titel möglichst nicht ins Deutsche übersetzt übersetzt (denken wir an „The Revenant“, „The Room Next Door“ oder „The Holdovers“), französische Titel hingegen ins Deutsche übersetzt, aber mit einem Genitivattribut ausgestattet werden („Die Ferien des Monsieur Hulot“, „Die Töchter des…“). Der Titel „Juror # 2“, bedeutet „Geschworener Nr. 2“, ein Geschworenengericht ist die „Jury“ oder „Grand Jury“. Geschworene und nicht die Richter entscheiden im US-Rechtssystem über Schuld oder Unschuld des Angeklagten, ihnen kommt also größere Bedeutung zu als den deutschen Schöffen. Geschworenen-Gerichte gibt es seit mehr als tausend Jahren.
Aber zum Film. Ein Mann soll nach einem Streit mit seiner Freundin, für den es Zeugen gibt, ins Auto gestiegen sein und sie angefahren und tödlich verletzt haben – die Anklage lautet auf Mord. Dem Geschworenen Nr. 2 (Nicholas Hoult) kommen begründete Zweifel am Hergang des Geschehens, aber da seine Frau gerade eine Risikoschwangerschaft durchmacht und er eigentlich gar nicht an dem Prozess teilnehmen will, versucht er lediglich, die Verurteilung eines vermutlich Unschuldigen zu verhindern. Und auch ein ehemaliger Polizist in der Jury hat Zweifel, er will den Fall wirklich aufklären. Das Besondere an diesem ebenso soliden wie spannenden Gerichtsdrama ist, dass Clint Eastwood einerseits die Schwachstellen des amerikanischen Jury-Verfahrens bloßlegt, andererseits aber auch seinen offenbar unverwüstlichem Glauben an Gerechtigkeit und das Gute im Menschen beweist. Er ist möglicherweise jünger im Herzen als viele, die nicht mal halb so alt sind.
Pressestimmen
Moralische Dilemmata, für die die Instrumente der Justiz zu grob sind, haben Eastwood immer besonders interessiert, weil sich hier sein Verständnis einer essenziellen Menschlichkeit in Ausnahmesituationen präsentierte.
Tagesspiegel
Filmlegende Clint Eastwood hat mit 94 Jahren noch mal ein fieses Meisterstück über Schuld, Sühne und die Untiefen des US-Justizsystems gedreht – den Thriller „Juror #2“.
Süddeutsche Zeitung