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Drei Gesichter


Termin Details

  • Datum:

Iran 2018, 100 Min. Regie: Jafar Panahi
Pate: Ev.-Luth. Kirchengemeinde Cleverbrück

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Humor und Hiebe

Ist der Iran ein „normales“ Land? Das kommt ein bisschen darauf an, wie man ihn kennen lernt.

Regisseur Jafar Panahi („Taxi Teheran“) schafft es immer wieder, der Zensur ein Schnippchen zu schlagen (u. a. mit seinem Video-Tagebuch „Dies ist kein Film“). Er wurde zu sechs Jahren Haft und 20 Jahren Berufsverbot verurteilt, und trotzdem… trotzdem gelingt es ihm zu produzieren und seine Filme im Ausland zu zeigen. Und es sind keine bitteren Anklagen, die dabei heraus kommen, sondern wunderbare, spannende Filme. Oft spielt Panahi sich selbst, z.B. als Taxifahrer, der seine Fahrgäste filmt und interviewt. Diesmal fährt er mit der Schauspielerin Behnaz Jafari übers Land, auch sie spielt sich hier selbst. Sie suchen ein Mädchen, das sich umbringen wollte, weil es nicht Schauspielerin werden darf. Klingt erstmal nicht so schön.

Doch Panahi ist ein wunderbares Roadmovie gelungen, das vom nordwestlichen Iran, von der Emanzipation der Frauen und dem Leben auf dem Lande handelt. Macht Panahi sich lustig über seine Landsleute, wie manche Kritiker meinen? Nein, er betrachtet sie mit Humor & Liebe. Und er kitzelt auch das „aufgeklärte“ westliche Publikum mit einem kleinen Scherz.

Panahi muss in seinen Filmen improvisieren, weil der Staat nicht mehr zulässt (man könnte sagen: immerhin). Und Panahi improvisiert meisterhaft. indem er die Improvisation als Stilmittel einsetzt und die Grenze zwischen Schauspiel und Realität verschwimmen lässt. In Cannes sind „Drei Gesichter“ für das beste Drehbuch ausgezeichnet worden.

Bittere Note zum Schluss. Während Panahi von der Justiz „nur“ bedroht wird, sitzt die Menschenrechtsanwältin Nasrin Sotoudeh, die wir auch in Panahis „Taxi Teheran“ gesehen haben, seit fast einem Jahr tatsächlich im Gefängnis. Über sie wurde in einem Geheimprozess ein Urteil von 33 Jahren Haft (zuzüglich fünf aus einer früheren Strafe) und 148 Stockhiebe verhängt.

Die Kirchengemeinde Cleverbrück, die die Patenschaft für „Drei Gesichter“ übernommen hat, engagiert sich für die sofortige Freilassung von Nasrin Sotoudeh.