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Captain Fantastic
Man darf Filme nicht an ihrem Realitätsgehalt messen, das gilt nicht nur fürs Fantasy-Genre. Das Fantastische liegt in Matt Ross’ Film im Namen des Hauptfigur: Viggo Mortensen (Oscar-nominiert) spielt “Captain Fantastic”. Er ist ein Vater, der es sich zur Mission, gemacht hat, seine sechs Kinder in der Wildnis der nordamerikanischen Wälder aufwachsen zu lassen. Der Film beginnt daher mit Bildern vom Jagen, Fischen und Klettern, von Lagerfeuer mit Musik. Die Idylle endet, als eine Konfrontation mit der Zivilisation nach dem Tod der Mutter unausweichlich wird. Nun beginnt ein Wettkampf um die Überlegenheit der Lebensentwürfe: Auf der einen Seite eine existentielle Auseinandersetzung mit den Gewalten der Natur, wobei der hohe Bildungsanspruch des Vaters aufrechterhalten bleibt, denn der “Captain” ist nicht nur ein Wilder, sondern auch ein Wissender und Lehrer. Auf der anderen Seite: Technischer Fortschritt, Spielkonsolen, Fastfood, das komfortable Anwesen der Großeltern und ein funktionierendes Gesundheitssystem. Die Stärke des Film ist es, dass er nicht in der Polarisierung der Welten bleibt, sondern spielerisch zwischen ihnen hin und herpendelt, sodass man sich fragt, welches Leben denn nun für die Kinder das Bessere ist. Bei aller pädagogischen Relevanz dieser Fragen bleibt der Film ein Märchen mit wunderschönen Bildern, starken Farben, Landschaftsaufnahmen und nicht zuletzt einem schrägen Kostümdesign, das es den Kinder ermöglicht, bis zur Pubertät androgyn zu bleiben. Sie laufen in Fell- und Federkleidung, aber auch mal mit Gasmaske herum, sodass erst am Schluss klar wird, wer von den Kleinsten denn nun Junge und wer Mädchen ist. Ein liebevoll-üppiger, manchmal komischer Film mit Tiefgang. (GG)
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Pressestimmen
Viggo Mortensen ist eine gute Wahl für diese Rolle, weil seine Attraktivität etwas Introvertiertes hat. Er spielt einen hochattraktiven Sonderling, und bald wird klar, dass vielleicht nicht so sehr die Kinder es sind, die erlöst werden müssen. Es ist der Vater, der aus der Verstockung herausfinden muss.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Regisseur und Drehbuchautor Matt Ross verarbeitet in seinem zweiten Spielfilm nach „28 Hotel Rooms“ seine persönlichen Erfahrungen auf. Er wuchs selbst in einer Kommune fernab der modernen Konsumgesellschaft auf und ist bis heute fasziniert von dieser Lebensform.
kino.de
Dass „Captain Fantastic“ nie zur Freakshow abgleitet und auch mehr Substanz bietet als etwa die anekdotische Familienreise in „Little Miss Sunshine“, liegt nicht nur an der Ernsthaftigkeit, die Matt Ross Thema und Protagonisten angedeihen lässt. Es ist vor allem das wunderbare Ensemble, dass diese anrührende Aussteigerballade zum Kinoerlebnis macht.
Der Tagesspiegel
Doch trotz der schwierigen Themen ist Captain Fantastic auch immer wieder leicht und beschwingt. Im Grundton positiv und liebevoll, lässt er einem diese Familie unglaublich schnell ans Herz wachsen, und man beobachtet fast besorgt das weitere Geschehen und die tiefen Gefühle und Wunden, die die Familie bearbeiten muss.
kino-zeit.de